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Für immer in meinem Herzen
Kennen gelernt habe ich einen 10-jährigen, aufgeweckten Burschen. Was mir gleich auffiel, war dieses besonders innige Verhältnis zwischen ihm und seinem Vater. Sofort war er, mir gegenüber, aufgeschlossen und überhaupt nicht argwöhnisch. Auch nicht, als bekannt wurde, dass ich die neue Frau an der Seite seines Vaters war.

Ja, wie soll man einen Menschen beschreiben? Das fällt mir schwer. Christian war lebhaft und munter. Intelligent und wissbegierig.

Freundlich und er lachte so gern. Ich mochte ihn sehr. Immer wenn er, oder seine Schwester Steffi uns besuchten, war Leben in der Bude. Nicht, weil sie lärmten und herumtobten. Nein, was dies angeht, waren beide ruhig und unauffällig. Aber wir waren wie eine schöne, große Familie und machten oft Gesellschaftsspiele, oder spielten Karten und versuchten, uns am Computer gegenseitig auszustechen. Leben halt. Ein richtig schönes, quirliges Leben.

Steffi und Christian beschenkten uns oft mit Kleinigkeiten, die für uns ganz groß waren. Sie malten uns viele Fensterbilder, Steffi stellte eigene Kerzen her und brachte sie uns. Sie bastelte aus alten Medikamentenschachteln Adventskalender für ihren Vater. Einer davon hängt noch heute im Keller, alt und verstaubt, doch zu schade um ihn wegzuwerfen. Die Bilder zieren noch immer unsere Fenster. Sie schenkten uns ein Messerset, jeden Morgen schmiere ich mir mein Brot damit. Christian überreichte uns zuletzt ein Badegel, dieses ziert noch heute unser Badezimmer. Ein glitzerndes, grünliches Gel in einem Glasflakon mit zwei goldenen Engeln darauf. Kleine Schätze. Erinnerungen.

Christian war außerdem unglaublich hilfsbereit. Man musste ihn nur bitten, sofort war er zur Stelle. Auch mit Thomas hat er sich sehr gut verstanden. Die beiden waren vom Alter her drei Jahre auseinander, doch das war kein Problem. Ich sehe sie noch in Thomas' Zimmer herumkaspern, oder hier im Wohnzimmer beim Sega-Spielen. Sie hatten, glaube ich, viele gemeinsame Interessen und mochten sich gern.

Mir bereitete es immer wieder Freude, dass ich Christian mit Kleinigkeiten so wundervoll verwöhnen konnte. Oft, wenn er uns besuchen kam, war seine erste Frage an mich: „Und heute Abend gibt es Pizza-Brötchen, stimmt’s?“ Natürlich hatte ich entweder Pizza-Brötchen oder Kartoffelsuppe geplant für den ersten Abend seines Besuches, denn dieses waren seine absoluten Lieblingsgerichte. Die Frage erfüllte mich jedes Mal mit Wärme und Freude.

An dieser Stelle muss ich weinen.

Ja, wir haben viel miteinander gelacht. Das letzte Mal, als Christian bei uns war, haben wir unsere CD’ s ausgetauscht und über die Musik gesprochen. Richtig böses, hartes Zeug.

Ich sehe so viele Bilder, wenn ich an ihn denke. Kuschelnd an der Seite seines Vaters auf unserer Couch, spielend mit Bonny oder verbissen am PC. Wenn ich sauer war, weil er rücksichtslos siedelte und lachend beim Kartenspiel. Ausgelassen tobend und kichernd mit Thomas oder unserem Hund. Morgens, wenn er mich fragte: „Soll ich den Papa wecken?“ So viele Bilder. So viele traurige und schöne Erinnerungen. Ja, ich bin dankbar hierfür. Ich bin dankbar für jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, jeden Moment, den ich gemeinsam mit ihm erleben durfte. Dankbar, dass ich Christian kennen lernen durfte.

Doch ich kann mein Herz noch nicht mit dieser Dankbarkeit ausfüllen. Ich hoffe, dass ich dies noch lerne. Einfach nicht mehr trauriger, als dankbar sein.

Steffi und Christian waren, vom ersten Tag seit ich sie kannte, eine Bereicherung für mich und mein Leben. Zwei Gründe mehr für mich zu leben und zu lieben! So, wie ich es schon in meinem Abschiedsbrief an ihn geschrieben habe. Sie waren für mich wie eigene Kinder, natürlich immer mit dem Wissen, dass nicht ich ihre Mutter bin. Ohne jedes Gefühl von Neid oder sonstiges getrübt.

Die drei letzten Tage seines Lebens, habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als dass ich ihn festhalten könnte. Ja, ich wollte ihn an mich reißen und festhalten. Nur nicht mehr loslassen. Nicht gehen lassen. Ich wünschte mir, man könnte irgendetwas tun, dass man ihn uns nicht fortnimmt. Tränen, ich weine...

Die Erinnerungen an Christian sind heute ein wertvoller Schatz. Ein Schatz, den ich mir bewahren möchte und niemals wieder verlieren mag. Etwas, was im Moment noch, mehr schmerzt, als es gut tut oder heilt. Bilder, die mich zu Tränen rühren. Augen, Lachen, Stimmen, die quälen, weil man sie nie wieder erblicken, nie wieder hören wird.